Jüdisches Leben in Heringen


Einleitung

Die Geschichte unserer Stadt ist reich an Begegnungen, Traditionen und persönlichen Lebensgeschichten. Über viele Jahrzehnte gehörten dazu auch die jüdischen Familien, die in Heringen zuhause waren. Sie führten Geschäfte, arbeiteten in Handwerk und Handel, engagierten sich im sozialen Leben und wirkten an vielen Stellen prägend in der Gemeinschaft mit.

Manche von ihnen hinterließen tiefe Spuren, die bis heute nachwirken.
Joseph Bacharach etwa gehörte zu den Gründungsmitgliedern des Turnvereins Heringen und stand diesem über viele Jahre als erster Vorsitzender vor – ein Verein, der heute zu den größten und bedeutendsten der Stadt zählt. Sein Wirken, genauso wie das vieler anderer, zeigt: Jüdische Bürgerinnen und Bürger trugen nicht nur zum Vereinsleben bei – sie schufen Strukturen, auf denen Heringen noch heute aufbaut.

Bis 1933 war all dies selbstverständlich. Doch mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten änderte sich das Leben jüdischer Familien auch in Heringen grundlegend und in erschreckender Geschwindigkeit. Das NS-Regime verbreitete eine Ideologie, die Menschen nach Herkunft, Religion und vermeintlicher „Rasse“ einteilte – und jüdische Bürgerinnen und Bürger systematisch zu Feinden erklärte. Was über Generationen gewachsen war – Nachbarschaft, Vertrauen, gemeinsames Arbeiten und Feiern – wurde von staatlicher Propaganda zersetzt.

Gesetze schränkten ihre Rechte immer weiter ein, Geschäfte wurden boykottiert, berufliche Tätigkeiten verboten. Menschen, die gestern noch Teil der Gemeinschaft waren, wurden öffentlich diffamiert und entrechtet. Aus Nachbarn wurden Ausgestoßene, weil ein Regime Hass zur Norm erhob und Mitgefühl zur Gefahr machte.

Familien, die hier geboren wurden, die hier gearbeitet und sich engagiert hatten, verloren ihre Lebensgrundlage, ihre Würde, ihre Sicherheit. Viele mussten fliehen – ohne zu wissen, wohin. Andere wurden deportiert und ermordet. Nur wenige kehrten je zurück.

Elf Frauen, Männer und Kinder aus Heringen verloren in dieser Zeit ihr Zuhause, ihre Heimat und ihr Leben.

Ihnen widmen wir diese Seite.
Wir erzählen ihre Geschichten, um sie vor dem Vergessen zu bewahren – und um ihnen symbolisch den Platz zurückzugeben, den sie in unserer Stadt immer hatten: mitten unter uns.

 

Die Biografien

Hinter jedem Namen steht ein Mensch, ein Leben, eine Geschichte.
Die folgenden Biografien erzählen von elf Heringer Bürgerinnen und Bürgern,
deren Wege durch die nationalsozialistische Verfolgung gewaltsam gebrochen wurden.
Sie geben Einblick in ihr Leben, ihr Wirken, ihre Familien und ihr Schicksal.
Zu jedem Namen finden Sie eine ausführliche Biografie als PDF hinterlegt.

Joseph Bacharach
Meta Bacharach, geb. Katz
Ruth Bacharach
Hannelore (Lore) Bacharach
Hellmuth Dessauer
Paula Dessauer, geb. Baumgart
Gerhard Dessauer
Siegfried Dessauer
Frieda Dessauer, geb. Stern
Ursula Babette Dessauer
Minna Braun, geb. Dessauer




Ansprechpartner

Fachbereich 2-Bürgerdienste
Jugendpflege
Jörg Lorey
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