Kleinensee


"Dee Klännenseer Schlottenhengst"

Aus der Geschichte

Der heutige Ort Kleinensee, ein Stadtteil von Heringen/Werra, wurde erstmals als "Cleinensehe" im Jahre 1579 im Rotenburger Salbuch Güterverzeichnis erwähnt.

Seinen Namen soll der Ort von einem in der Nähe gelegenen See, früher der "Cleinensee", jetzt "Seulingssee" genannt, erhalten haben. Dieser See, der etwa 100 Acker groß war, ist im Jahre 1704 durch Anlegung einen Stollens zum größten Teil ausgetrocknet worden.

"Cleinensehe" gehörte ab 1525 zum sächsischen Amt Gerstungen. Durch den Haus-Breitenbacher-Vertrag von 1733 kam Kleinensee dann an die Landgrafschaft Hessen-Kassel. Noch um die Mitte des 19. Jahrhunderts waren die Einwohner von Kleinensee dem Gutsherrn dienstverpflichtet.

Mit Errichtung einer eignen Kirche im Jahr 1604 wurde in der Nähe der Kirche auch ein kleines Schulhaus gebaut, so dass nun auch Schulkinder in Kleinensee unterrichtet werden konnten. Die jetzige Kirche wurde zwischen 1838 und 1840 erbaut.

Bis ins 19. Jahrhundert waren die Einwohner von Kleinensee in der Hauptsache auf die Erträge ihrer kleinen Landwirtschaften angewiesen. Großvieh wurde um die Mitte des 19. Jahrhunderts nur als Zugvieh gehalten. Schafzucht wurde in geringem Umfang und Schweinezucht nur ganz vereinzelt betrieben. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts hatte die Gemeinde eine Brauerei, deren Bier auch in den umliegenden Ortschaften verkauft wurde. Auf dem Gut selbst wurde seinerzeit eine Branntweinbrennerei betrieben.

Da zusätzliche Erwerbsquellen in der näheren Umgebung nicht vorhanden waren, suchten bis zur Jahrhundertwende (1900) viele Einwohner zusätzlichen Verdienst als Wander- und Sasonarbeiter in anderen Regionen, wie etwa der Magdeburger Gegend mit seinen Zuckerfabriken und Kassel mit seinen Ziegeleien. Auch nach Übersee sind damals Kleinenseer ausgewandert.

Eine Änderung trat erst in den Jahren um 1900 ein, als die Nutzung der Kalilagerstätten im Werratal begann. Beim Bau der Kalischächte in Heringen, Herfa, Springen und Alexandershall und später bei der Kaliproduktion fanden viele Einwohner Arbeit.

Die Wasserversorgung wurde ab 1912 durch ein Wasserwerk gewährleistet, dessen Quelle befindet sich - auch heute noch- in der Gemarkung Großensee (Thüringen) befindet. An das elektrische Stromnetz wurde Kleinensee kurz nach dem 1. Weltkrieg angeschlossen.

Das Gut prägte über Jahrhunderte maßgeblich die Geschicke von Kleinensee. 1926 verkaufte es sein letzter Besitzer an die Gemeinde, die im Erdgeschoss des Gutshauses Schulräume einrichtete.

Der 1704 verlegte Stollen konnte nicht das gesamte Wasser aus dem Seulingssee ableiten. Deshalb begann im Herbst 1930 das Domänen-Rentamt aus Rotenburg/Fulda mit der weiteren Trockenlegung des Seegeländes. Hierzu wurde eine etwa 1km lange Rohrleitung (70cm Ø) zum Teil bis zu 7m tief verlegt.

Die Jahre nach 1945 stellten die Gemeinde Kleinensee plötzlich vor eine Reihe schwieriger Probleme. Entsprechend seiner geographischen Lage war Kleinensee überwiegend nach Thüringen orientiert. Auch die Zufahrtsstraßen nach Kleinensee führten über die Thüringer Gemeinden Großensee und Dankmarshausen. Kleinensee stellte mit den umliegengen Thüringer Gemeinden nicht nur eine wirtschaftliche Einheit dar, sondern es bestanden auch viele verwandtschaftliche Beziehungen. Nach 1945 wurden die vorher kaum wahrgenommenen Verwaltungsgrenzen zum "Eisernen Vorhang" der Detuschland jahrzenhtelang trennen sollte. Noch bis einige Jahre nach Kriegsende war mit entsprechenden Passierscheinen wenigstens ein kleiner Grenzverkehr möglich. Ab Mai 1952 wurde die Grenze komplett geschlossen.

Durch die Sperrung der Zonengrenze oder innerdeutschen Grenze verloren die Kleinenseer Landwirte über 20 Hektar Land. Und viele enge Beziehungen, Kontakte und Familienbande wurden rigoros und brutal zerschnitten. In diesen Monaten kamen viele Flüchtlinge aus Großensee und Dankmarshausen nach Kleinensee, die z.T. heute noch hier leben.

Nach der Sperrung der Zufahrtswege, die durch den sowjetischen Sektor führten, musste der unausgebaute Holzabfahrweg über den Seulingswald provisorisch ausgebaut werden. Des weiteren wurde ein Linienverkehr nach Heringen und zum Bahnhof Hönebach eingerichtet. Auch eine Stromleitung von Hönebach kommend musste schnellstens errichtet werden. Einen neue Pumpstation und Wasserhochbehälter sowie eine neue Kanalisation wurden in diesen Jahren ebenfalls gebaut. Im August 1953 wurde schließlich ein neues Feuerwehrgerätehaus fertiggestellt.

Nach Baubeginn 1957 wurde im Januar 1959 die neue Schule eingeweiht, die im Jahre 1975 zum neuen Dorfgemeinschaftshaus (DGH) von Kleinensee umgebaut bzw. erweitert wurde.

Neben dem auf der Höhe des Seulingswaldes stehenden alten Jagdhauses "Bodesruh" und in der Nähe des Mahnmals erbaute die Gemeinde 1959 ein Ausflugslokal, das jetzige Gasthaus Bodesruh. In den Jahren 1961 bis 1963 wurde die neue Straße von Kleinensee nach Bodesruh gebaut, die die überforderte provisorische Zufahrtsstraße ablöste.

 

 

 




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